Die Blumenzwiebel auf meinem Schreibtisch. Sie ist mittlerweile eingetrocknet. Aber sie liegt ganz bewusst dort. Ist nicht vergessen worden. Sie erinnert mich an einen Mann, der Jahr für Jahr viele Hundert Tulpenzwiebeln in seinen Garten gepflanzt hat. In Vorfreude auf den Frühling. Bis kurz vor seinem Tod. Jedes Jahr ein Meer an Tulpen.
Warum also nicht mit dieser Geste fortfahren, und an seinem Grab etwas verschenken, das ihm wichtig gewesen war? Das seinem Leben Tiefe gab. Und Freude. Also Tulpenzwiebeln.
Jeder Gast nahm sich am Grab eine Zwiebel mit. Nun blühen sie jedes Jahr. Tulpen. Irgendwo in einem Garten. Ein Meer. Vielleicht.
Oder Bücher.
Das Buch auf meinem Schreibtisch stammt von einem Journalisten. Er hätte es gerne noch zu Lebzeiten veröffentlicht. Das schaffte er nicht mehr. Seine Familie übernahm für ihn nach seinem Tod
diese Aufgabe. Sie gestalteten einen Erinnerungstisch in der Friedhofshalle. Am Ende der Feier konnte sich jeder Gast beim Hinausgehen ein Buch mitnehmen. Die Gedanken des Journalisten leben weiter.
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